Darf der das?
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Darf der das?

Siemens-Chef Jo Kaeser hat eine Kontroverse ausgelöst, als er auf seinem privaten Facebook-Account die Festnahme der Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete kritisiert hatte. Auf die Kritik folgte sofort die Gegenkritik und ein veritabler Shitstorm. Viele warfen die Frage auf: Darf der Chef eines global agierenden Unternehmens so kommunizieren? Ruft er damit nicht ohne Not eine Kommunikationskrise hervor? Da half es auch nicht, dass Kaeser rasch nachschob, er habe nicht als Siemens-Chef, sondern als Privatmann gepostet.

Nur, diese Trennung gibt es in der Kommunikation nicht – schon gar nicht für einen Mann mit einem solch hohem Bekanntheitsgrad und der Verantwortung für abertausende Mitarbeiter: Auch wer sich vor diesem Hintergrund nur rein privat äußern will, ist in der Wahrnehmung dennoch nicht von seinem Unternehmen zu trennen. Und die privaten Äußerungen wirken zwangsläufig zurück auf die geschäftlichen Aktivitäten – das kann ein Risiko sein. Und damit sind zugleich die Mitarbeiter im Boot und werden für eine Haltung mit „in Haftung“ genommen.

Damit ist nicht gesagt, dass sich Entscheider aus der Wirtschaft nicht politisch äußern sollten – im Gegenteil. Aber was ist in der Krisenkommunikation zu bedenken? Erstens: Das Private ist in Zeiten digitaler Plattformen nie ganz privat. Zweitens: Unternehmen laden sich als Marken zunehmend emotional auf. Kunden und Anspruchsgruppen erwarten deshalb zu Recht auch Haltung. Nur: Die muss zum Unternehmen und seinen ethischen Zielen passen, der Glaubwürdigkeit wegen. Sonst ist die Reputation in Gefahr.

Eine gute Kommunikationsstrategie, Markenführung und Folgeabschätzung sind daher unerlässlich. Dann klappt es auch mit dem Posten.